Ich habe mich entschieden: Ich werde mich impfen lassen bzw. ich wollte mich schon das erste Mal impfen lassen vergangene Woche. Leider wurde ich 3x nach Hause geschickt, weil die Schlange zu lange war bei den offiziellen Impfangeboten. Nun warte ich 3 Wochen, bis ich bei meiner Hausärztin dran komme… Ändert aber nichts mehr am Entschluss.

Alle bereits Geimpften werden sich jetzt freuen. „Haben wir doch schon immer gesagt!“ oder „Jetzt hat er es auch kapiert!“ werden noch die harmlosesten Gedanken sein. Dagegen werde ich für einige Nicht-Geimpfte der „Umfaller“ oder sonst was sein. Also egal was man tut – es ist immer verkehrt derzeit. Aber ich stehe zu dieser extrem bewussten Entscheidung. Ja – sie hat lange gedauert, umso bewusster aber.

Ich habe nach reiflicher Überlegung für mich 2 Gründe gefunden:

  1. Ich schütze mich mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einem schweren Verlauf. Diese Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs ist aktuell mit der Delta-Variante eben in meiner Altersklasse höher als die von vorherigen Varianten, aber auch von Nebenwirkungen. Alle anderen Gründe, die uns seit einem Jahr für die Impfung genannt wurden, sind aus meiner Sicht mittlerweile überholt, außer:
  2. Solidarität mit den übrig gebliebenen Leuten in den Krankenhäusern, um meinen Teil beizutragen, sie nicht zu belasten. Vergessen werden sollte allerdings auch dort nicht, dass Corona ein Problem für alle sichtbar gemacht hat, das schon durch jahrzehntelanges Kaputtsparen des Gesundheitssektors verursacht wurde und welches in den letzten 18 Monaten nicht verbessert wurde. Schuld daran sind nicht die Ungeimpften!

Mehr will ich dazu nicht mehr sagen. Was mich aber zutiefst beängstigt, ist die verbale Aufrüstung gegen „Ungeimpfte“. Das tut wirklich weh (und ich weiß, dass jetzt manche gleich wieder denken: „zu Recht“!). Auch der soziale Druck ist für viele mittlerweile wirklich untererträglich geworden und viele werden auch deshalb „kapitulieren“. Bei mir war und ist es eine reine Risikoabwägung. Ich war immer vorsichtig, habe mich an alle Maßnahmen gehalten und aktuell teste ich mich, trotz extrem weniger sozialer Kontakte, 2-3x die Woche selber. Aber dass Politik und darauf aufbauend viele Medien die Schuld seit Wochen nur in der Gruppe der Ungeimpften suchen und das mit einer Wortwahl, die ihresgleichen sucht, wohlwissend, dass Virologen etwas ganz anderes behaupten, das sorgt für viele für massiven Vertrauensverlust. Aber es war abzusehen, dass insbesondere nach der Bundestagswahl (wo der Bundestagswahlkampf sinnvolle epidemiologische Schritte verhindert hat!) eine massive verbale Verschärfung kommen wird.

Ich erinnere mal nur chronologisch, was uns Politik seit März 2020 erzählt:

  • „Die Entwicklung eines Impfstoffes dauert mindestens 2-3 Jahre.“ Und auf einmal waren da im Dezember 2020 schon verschiedene Impfstoffe auf dem Markt! Alles vollkommen neuartige Impfstoffe: mRNA- oder Vektor-Impfstoffe, welche so bisher beim Menschen nicht zu Einsatz kamen.
  • „Wir müssen die vulnerablen Gruppen mit der Impfung schützen“. Auch so ein Wort, was keiner vor der Pandemie gekannt hat. Hinter dieser Aussage stehe ich auch noch heute und ich habe sie von Anfang an unterstützt! Was spannend war, war zu sehen, wie auf einmal ganz viele Leute Ihre Eltern pflegen müssen und deshalb schnell eine Impfung brauchen (als der Impfstoff noch knapp war). Dabei war es oft nur wichtig, dass man in den Pfingstferien wieder in den Urlaub fahren kann. Ist das die vielbeschworene Solidarität?
  • „Wir müssen 60% geimpft haben, um eine Herdenimmunität zu erreichen!“ Heute reden manche von 90%, also de facto Impfpflicht, wo viele Virologen schon lange sagen, dass die Herdenimmunität nie erreicht werden kann, weil die Impfstoffe leider nicht so zuverlässig schützen, wie uns immer weis gemacht wurde und wird.
  • „Es wird keine Impfpflicht geben.“ Seit dieser Woche Geschichte, nachdem Österreich das beschlossen hat. Warum aber erst ab 1.2.22? Söder bläst gleich ins selbe Horn, und wir haben bisher fast alles von Österreich übernommen.
  • „Für Geimpfte und Genesene wird es keinen Lockdown mehr geben.“ Damit verbunden hat man z.B. eine Aufhebung der Maskenpflicht bei 2G-Veranstaltungen, obwohl viele Virologen schon im Juli davor gewarnt hatten, dass die Impfungen gegen die Delta-Variante nicht mehr sicher wirken (aktuell wohl unter 60%) und für eine Fortführung der kostenlosen Tests plädiert haben. Man hat suggeriert, dass man mit 2maliger Impfung sich wieder vollkommen frei und unbeschwert bewegen kann und sich wie Siegfried fühlen kann. 2x pieksen und alles ist gut. Vollkommen verantwortungslos, wenn man weiß, dass die Übertragung des Virus trotzdem genauso möglich ist.
  • „2x pieksen und die Pandemie ist vorbei“. Erst hieß es, dass sich nach 6 Monaten die über 70-jährigen boostern lassen sollten, weil die Immunreaktion auf die Impfung im Alter deutlich schlechter ist (das ist einfach so und halte selbst ich für sinnvoll). Virologen sagten schon im September, dass dringend ab 60 alle geboostert werden sollten. Hier spielt meine Meinung gar keine Rolle! Aber was hat Politik in Bund und Land gemacht? Man schloss die ganzen Impfzentren! Die Hausärzte werden es schon richten. Und jetzt, nachdem vergangene Woche die StIKo eine Booster-Empfehlung für alle über 18 ausgesprochen hat (wozu sie die einschlägigen Politiker ja fast gedrängt haben), laufen alle Impfangebote über und viele müssen mehrmals in die Schlange stehen, um den 1., 2. oder 3. Schuss zu bekommen, weil die Impfinfrastruktur im Spätsommer abgeschafft wurde (zu dem Zeitpunkt waren es ja auch wenige Impfungen, gebe ich zu). Und politische Entscheidungsträger sollten aber schon damals gewusst haben, was im Herbst kommt! Nicht umsonst hat die EU doch fast 2 Milliarden Impfdosen bestellt! Wer rechnen kann, weiß dann auch, wie lange und wie oft da jeder EU-Bürger geimpft werden soll/muss.

Und nun, nachdem all dies nicht mehr haltbar ist, projizieren die Politiker alles auf die „blöden Ungeimpften“. Diese werden in Talkshows gerne als bildungsferne, aluhuttragende Querdenker hingestellt, denen man „wohnortnahes, niederschwelliges Impfangebot“ machen müsse. Bratwurst und sonstiger Schwachsinn wurde da angeboten. Also wären über 30% der Bevölkerung da facto zu dumm, sich impfen zu lassen. Das steigert die Motivation ungemein.

Viele, gerade auch Journalisten (ich gendere gerade hier bewusst nicht mehr, weil mich diese Sprachvergewaltigung würgt), übernehmen diese Äußerungen einfach und was aktuell geschieht, ist wirklich unfassbar und für diejenigen, die sich bisher aus den verschiedensten Gründen nicht impfen lassen haben, mental kaum mehr zu ertragen. Ich empfehle allen, sich manche Texte oder Berichte einfach nochmals zu Gemüte zu führen, indem sie das Wort Ungeimpfte durch irgendeine andere Minderheit ersetzen. Ich überlasse jeden dann seinen eigenen Gedanken!

Meine Gründe, warum ich bis dato nicht geimpft war, sind:

  • Zu Beginn war ich einfach nicht in der Gruppe, die eine Impfung dringend benötigte! Meine Eltern waren geimpft, sobald sie in der Priorisierung waren, und das habe ich auch von Anfang an unterstützt!
  • Ich arbeite jeden Tag an der frischen Luft. Ich arbeite fast immer allein hier auf dem Hof und von März bis November habe ich hier genug zu tun und kaum Kontakt zu größeren Menschansammlungen. Aufgrund des Lockdowns bis Ende Mai war ja eh nichts möglich. Ich war über zwei Jahre nicht mehr krank, ernähre mich ausgewogen, habe durch meinen Beruf genügend Bewegung und frische Luft. So war meine Risikoeinschätzung bis Ende September immer die, dass ich die Impfung nicht zwingend brauche.
  • Ich hatte von Anfang an ein komisches Gefühl, wie so schnell ein Impfstoff entwickelt werden konnte. Zu meinen Zeiten als Schweinehalter hat es immer mindestens 5 Jahre gedauert, bis vom ersten flächendeckenden Ausbruch einer Virose es zu einem zugelassenen Impfstoff kam. Hier reden wir jetzt von nicht einmal 12 Monaten, und das beim Menschen.
  • Außerdem reden wir über völlig neuartige Impfstoffe! Davor haben viele erst mal Angst. Würde ein klassischer Totimpfstoff zur Verfügung stehen, wäre ich schon lange geimpft! Und wenn ich mich umschaue, so gehe ich von einer mindestens 10% höheren Impfquote aus, wenn auch ein Totimpfstoff zur Verfügung stünde. Man kann das alles als medizinische Revolution feiern, kein Problem. Aber man darf doch trotzdem seine eigene Meinung dazu haben in einer freien Gesellschaft?! Auch die Sorge und der Respekt vor neuartigen Impfstoffen wie mRNA- oder Vektorimpfstoffen wurde nie ernst genommen geschweige denn diskutiert, gerade zu Beginn. Ich erinnere nur an die gesellschaftliche Diskussion zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft. Da ist man in Deutschland mittlerweile , auch als überwiegender politischer Konsens, scheinbar dagegen (ich übrigens auch gegen das, was aktuell auf dem Markt ist). Mich würde interessieren, wie die gesellschaftliche Debatte gelaufen wäre, wenn kein Druck einer Pandemie dahinter gewesen wäre! Würden sich dann auch alle auf die Wissenschaft stützen, wie es viele gerade beschwören? Wären immer noch alle so begeistert von den neuen Segnungen der Medizin? Ich erinnere an wissenschaftliche Errungenschaften wie das Haber-Bosch-Verfahren, die Kernenergie, den Verbrennungsmotor, usw. Wo stehen wir heute mit diesen Technologien in Deutschland?
  • Im Freundeskreis gibt es verschiedene Fälle von Versagen der Schulmedizin. Vom echten Impfschaden bis hin zu falscher Diagnose. Diese Gruppe wird sich nie impfen lassen, das muss man aber doch auch respektieren. Warum erträgt das eine Gesellschaft nicht? Da ist keiner dabei, der sich nicht an die Maßnahmen gehalten hätte!

Was aber ein absolutes Desaster ist, wie Politik agiert und kommuniziert. Und sie lernen leider auch nichts dazu. Es wird in Deutschland, vor allem aber insbesondere hier in Baden-Württemberg von Seiten des Ministerpräsidenten und des Sozialministers nur mit Druck und Angst gearbeitet. Absolut katastrophal! Druck erzeugt Gegendruck! Und so sind dann auch über 30% zu erklären, die hier im „The Länd“ (21 Millionen-Werbekampagne) immer noch nicht geimpft sind – das ist zum ganz großen Teil Trotz mittlerweile (auf schwäbisch „Leck mi am Ar…“), aber auch Skepsis, warum nur mit Druck die Impfung zu erreichen ist. Und sie erhöhen den Druck immer weiter. Wir reden von den Grünen wohlgemerkt!

(Kurzer Exkurs zu Biontech: mag sein, dass es die größte medizinische Revolution aller Zeiten ist. Was hier aber finanztechnisch passiert, ist schon unfassbar: Staaten weltweit kaufen von heute auf morgen Impfstoff im Wert von mehreren Milliarden Dollars, Euros, etc. aus Steuergeldern. Mit diesen Steuergeldern werden nun also auch Aktienpakete honoriert. Die Stadt Mainz erhält daraus über 1 Milliarde Euro an Gewerbesteuern. Ist das noch fair? Aus rein kapitalistischer Sicht vielleicht ja, aber wie gesagt: die Impfstoffe wurden zu 100% aus Steuergeldern finanziert, deshalb sollten die Gewinne zumindest teilweise auch wieder sozialisiert werden. Das wird gleich wieder für den nächsten Aufschrei sorgen. Kann ich aber gut mit leben.)

Nun aber zurück zu mir:

Davon, mich impfen zu lassen, hat mich der 3x wöchentlich erscheinende Podcast des Virologen Dr. Andreas Kekulé von der Uni Halle, den ich mir seit August auf Empfehlung meiner Frau anhöre und den ich wirklich allen nur empfehlen kann! Dieser erklärt alles extrem sachlich, auch wie die Impfung wirkt, Vor- und Nachteile, für wen macht es Sinn (und für wen nicht), Ergebnisse aus aller Welt (inkl. Nebenwirkungen!). Er ist absoluter Befürworter der Impfungen und hat wie gesagt das geschafft, was Politik bis heute nicht geschafft hat: ich werde mich, sobald ich einen Termin bekomme, impfen lassen.

Er erklärt aber eben auch, welche Folgen die politischen Entscheidungen haben werden. Leider hat er immer wieder Recht behalten. Unglaublich. Und trotzdem wird alles auf die „Ungeimpften“ focussiert. Das stimmt einfach nicht. Ja – es könnten mehr geimpft sein (inkl. mir). Aber es ist eben nicht nur ein Pieks, sondern ein medizinischer Eingriff und es war bisher die freie Entscheidung eines jeden Einzelnen. Motivation zur Impfung hat seitens der Politik leider NIE stattgefunden aus meiner Sicht. Im Gegenteil, und ich kann es nur immer wieder widerholen: Es wurde und wird immer nur mit Angst und Druck gearbeitet. Mit Angst lassen sich Menschen gut steuern. Die, die sich nicht steuern lassen (wollen), reagieren erst mit Trotz, dann mit Wut, aber fast nie mit dem Entschluss einer Impfung.

Deshalb packt man die Leute an ihrer wirtschaftlichen Existenz! Überlegt mal ernsthaft, warum Ihr Euch impfen lassen habt?

Ich bin mir sicher, dass es bei mindestens 40% die eigene wirtschaftliche Existenz war und bei weiteren mindestens 30% „das alte Leben“ oder „die Freiheit“. Man hat ja seitens des BMG ja sogar mit dem Slogan „Impfen für die Freiheit“ geworben! Und jetzt, wo man zurückrudern muss, weil Impfungen nicht so wirken (in dem Prozentsatz), wie man das erhofft und versprochen hat, muss man erneut zu Mitteln wie Lockdowns, im schlimmsten Fall wohl zur Impfpflicht greifen. Wieder bekommen insbesondere die Leidtragenden dieser Lockdowns Existenzängste, was ich vollkommen verstehen kann. Aber schiebt die Schuld dafür doch nicht den Nicht-Geimpften in die Schuhe! Die waren und sind mittlerweile fast alle sehr vorsichtig im Umgang und bei weitem nicht alle extreme Schwurbler (ja, die gibt es!). Lasst Euch das nicht einreden! Übernehmt das bitte nicht einfach, sondern denkt mal nach, was alles schon versprochen wurde (siehe oben!)

Und das, ich wiederhole mich, nicht wegen der „Ungeimpften“, sondern wegen vollkommener Unfähigkeit von Politik, klare Worte zu sprechen, Fehler einzugestehen und öffentlich zuzugeben, sowie bei Fehlern auch einmal persönliche Konsequenzen zu ziehen. Das ist vollkommen abhandengekommen. Das ist aber auch das Ergebnis, dass wir heute Leute in politisch entscheidenden Positionen haben, die das Handwerk nie gelernt haben und von der Materie, über die sie entscheiden sollen, zum allergrößten Teil keine Ahnung mehr haben, weil sie direkt nach dem Studium (von Jura, Politik, etc.) direkt in die Parteilaufbahnen eintreten, ohne jemals wirklich selber Geld verdienen zu müssen.

Ich schweife ab, war mir aber sehr wichtig, das nochmal anzusprechen.

Ich bin jetzt aufgrund dieses Wissens zum Entschluss gekommen, dass das Risiko einer Impfung für mich geringer ist als am Virus zu erkranken, selbst wenn ich dieses Risiko einer Erkrankung für mich in meiner persönlichen Situation (siehe oben) als sehr gering einschätze, da ich ja hier auf dem Hof nahezu allein arbeite.

Was aktuell passiert, ist eine Katastrophe. Die Politik hat es durch ihre Maßnahmen und falschen Versprechungen geschafft, dass die Gesellschaft tief gespalten ist. „Teile und herrsche!“

Was die letzten Tage aber an verbaler Aufrüstung passiert, ist zutiefst verletzend, aber auch extrem gefährlich. Weil Politik mehr versprochen hat, als virologisch zu halten war, eskaliert jetzt die Kommunikation gerade von Seiten vieler Geimpfter aufgrund der Wortwahl in Politik und Medien. Das beste aktuelle Beispiel ist ein Kommentar in den Tagesthemen von vergangener Woche (Sendung vom 19.11.21)!

Ich habe immer wieder versucht, Zahlen in Frage zu stellen. Sofort gab es immer welche, die mich in die Nähe rechter Gruppen bis hin zum Reichsbürger gestellt haben. Ich habe im März ein vielfach geteiltes Video gemacht (in Summe über 100.000 Klicks in den verschiedenen SocialMedia-Kanälen), dessen positives Echo ich auch erst mal vertragen musste. Ich habe mit einem Shitstorm gerechnet, habe aber zu 99% sehr positives Feedback bekommen. Viele Leute trauten und trauen sich nicht mehr, ihre Meinung zu sagen, weil man sofort abgestempelt wird. Das beste Beispiel hierfür war der Anruf eines lokalen Journalisten, der, als er gemerkt hat, dass das Video ein zig-faches an Reichweite seines Lokalblattes hatte, sich genötigt sah, hier mal anzurufen. Und das einzig Wichtige war für ihn, ob ich mich von den Querdenkern distanziere! Unglaublich, in was für einer Welt wir leben. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich mich von Extremisten jedweder Richtung distanziere und Querdenker für mich auf meinem Lebensweg immer etwas positives waren. In der Landwirtschaft werde ich selbst ja als Querdenker wahrgenommen. Heute wird der Begriff komplett ins Gegenteil verkehrt. Aber auch diese Erfahrung hat vieles in meinem Kopf bewirkt. Es gibt natürlich Extreme, von denen ich mich distanziere. Das ist eine Minderheit, die aber eben laut ist. So ist es oft. Das heißt aber nicht, dass die schweigende Mehrheit das auch unterstützt. Im Gegenteil: dadurch, dass von Anfang an alle Kritiker an den Maßnahmen (nicht an der Krankheit, um das noch einmal deutlich zu machen!) in eine rechtsextreme, aluhuttragende Ecke gestellt wurde, hat sich keiner mehr getraut, seine Meinung öffentlich zu sagen. Das war das Feedback auf mein Video vom März.

Ich war auch nicht frei von Fehlern in dieser Kommunikation. Aber ich habe immer versucht, die Meinung meines Gegenübers zu respektieren. Auch wenn ich sie nicht teile, so verstehe ich meist die Beweggründe des anderen. Gesundheit, dort wo viel mit Personen gearbeitet wird, oft wirtschaftlicher Druck, wenn man sein Unternehmen nicht wie geplant führen kann. Viele sind es nach Jahren des Aufschwungs gar nicht mehr gewohnt, dass es noch eine andere Richtung geben kann. Das ist etwas, wo ich die letzten Jahrzehnte sehr viel gelernt habe zum Glück und wir hier auf unserem Hof einfach jetzt auch mal das Glück hatten, dass wir von dem allen noch nicht wesentlich tangiert waren im Betrieb (außer dass jetzt auch bei uns die Kosten aufgrund der globalen Änderung der Handelsströme deutlich steigen).

Im Moment geht aber vielen der Respekt vor Andersdenken verloren und man projiziert ein Problem auf bestimmte Personen bzw. Personengruppen, weil man ja gedacht hatte, dass mit 2x pieksen alles vorbei ist. Da werden Bilder vom „Impfkaspar“ geteilt oder ein Bild aus einem Leichen-Kühlhaus mit der Unterschrift „Adventskalender für Ungeimpfte“. Das tat mir richtig weh und es hat mich dazu gedrängt, diese Zeilen zu schreiben, weil es von Personen kam, von denen ich so etwas nicht erwartet hätte. Es wird einem abgesprochen, dass man sich Gedanken macht, dass man Gründe hat, warum man noch nicht geimpft ist –  und man wird als unsolidarisch und asozial hingestellt. Weitere Ausdrücke im Lauf der Monate: wissenschaftsfeindlich, regenerative Schwurbler, Fortschrittsgegner, usw. Man kam nicht einmal dazu, seine Sichtweise erklären zu können. Wieso wird soviel Energie in Haß gesteckt und nicht in Gemeinsamkeiten und Toleranz Andersdenkender? Wo sind diejenigen, die gerade jetzt auch öffentlich Energie in Zusammenhalt anstelle von Spaltung stecken?

Schade – nein schlimm, dass dieses Thema uns alle so tiefgreifend und längerfristig auseinander gebracht hat, weil viele nicht mehr in der Lage sind, andere Meinungen, die reflektiert sind (das unterstelle ich mir wirklich!), zu respektieren. Ich hatte nie den Anspruch, dass meine Sicht der Dinge für immer richtig sein wird, sonst hätte ich mich doch jetzt nicht für die Impfung entschieden?!

Es gab zum großen Glück auch ganz viele, mit denen man kontrovers diskutieren konnte und kann. Mit denen werde ich auch weiter intensiv in Kontakt bleiben. Danke dafür. Ihr haltet meine Hoffnung auf ein soziales Miteinander in unserer Gesellschaft aufrecht und Ihr seid wichtige Anker in meinem Leben.

Das musste jetzt raus, so wie ich ab 2015 vieles zu Papier bringen musste, damit es aus dem Kopf raus ist.

Von einem, der sich nach reiflicher Überlegung und Risiko- und Folgenabschätzung zur Impfung entschlossen hat. Gerne dürft Ihr Euch jetzt das Maul über mich zerreißen. Kommentieren werde ich nicht. Für persönliche Kontaktaufnahme gerne per Email erreichbar.

Euer Michl.