Ja, eine Atempause (warum ich das mit Bindestrich im Titel geschrieben habe, erfahrt Ihr später), habe meine Frau und ich mir die vergangenen 4 Tage gegönnt. Wir dachten zumindest, dass wir es uns “gönnen”. Tatsächlich war es harte Arbeit.
Aber erst mal von vorne:
Von Stefan, einem guten Bekannten, der das Stressmanagement-Seminar der SVLFG (die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forst und Gartenbau) im letzten Herbst nach seinem eigenen Burnout besucht hatte, habe ich schon im Frühjahr den Tipp bekommen, dass ich mich da unbedingt anmelden sollte. Ich? Stress? Ich musste erst mal nachdenken.
Ja, da waren schon vor einem Jahr nach Abschluss der Feldarbeiten im Herbst Signale, dass ich es vielleicht zu toll getrieben hatte: Motivationslosigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, usw.
Im Sommer ohne Regen kamen dann wieder Zeichen, wo ich mich ertappt habe, dass ich mir selbst die Frage gestellt habe: Schaffe ich das noch alles? Können wir die Tilgungen weiterhin bedienen, wenn die Ernte im wahrsten Sinne des Wortes “wegbrennt”? Da kam mir der Tipp von Stefan wieder in den Sinn und ich habe mir das Programm einmal genauer angeschaut. Termin hätte gepasst (Herbstferien, also ist es leichter, dass die Kinder bei Oma und Opa versorgt sind), also fragte ich meine Frau, ob ich uns nicht anmelden soll. Sie war in diesem Jahr auch arbeitsmäßig über ihrem Limit. Sie sagte Ja und ich hab uns sofort angemeldet. Die Zusage kam sehr schnell und das Ganze ging wirklich total unkompliziert!
Jetzt wird es ernst!
Also sind wir am Dienstag morgen los gefahren und dachten, dass wir einigen erholsame Tage zu zweit haben werden. Vielleicht etwas naiv, denn das Programm war dann doch sportlicher als gedacht! Aber erst mal kennenlernen. 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (davon 4 Paare und eine Mitarbeiterin der SVLFG), 1 Mitarbeiterin der SVLFG für die Organisation und die Leiterin Maike Aselmeier, Landwirtin und Psychologin. Eine schon verrückte Kombination, aber für uns als Teilnehmerinnen und Teilnehmer perfekt, weil die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft einfach bekannt sind!
Nach der Vorstellung des Programms (Ok, das mit dem “Gönnen” war spätestens da dann erst mal passé) folgte dann die gegenseitige Vorstellung der TeilnehmerInnen. Wahnsinn: so verschiedene Menschen, so verschiedene Ursachen für Streß (Stressoren) und so viele Auswirkungen hinein in Familie und Betrieb. Aber von Anfang an ein vollkommen offener und ehrlicher Umgang miteinander. So etwas ist echt selten geworden in unserer Gesellschaft, nicht nur in der Landwirtschaft. Heute zählt doch eigentlich viel mehr, wie toll man ist, was man leistet und was man sich leisten kann. Da war diese Gruppe wohltuend anders! Wow!
Sich doch etwas gönnen?
Obwohl wir jeden Abend total platt waren, wurde die Vertrautheit immer tiefer. Auch Tränen flossen manchmal, selbst bei mir. Aber es tat gut, mal über so vieles zu reden, was irgendwo versteckt war. Und irgendwie wollten wir uns am Abend dann trotzdem weiter austauschen, auch wieder über die alltäglichen Dinge. Das waren schöne Abende, auch weil unsere Winzer einige tolle Tröpfchen dabei hatten. Danke Euch dafür!
Warum Atem-Pause?
Mit Pause dachte ich zuerst an die Auszeit für meine Frau und mich. Heute weiß ich, dass wenn ich merke, dass die Emotionen in mir hochkochen und ich vielleicht etwas falsches sagen könnte, eine Pause, in der ich mich einfach mal einige Sekunden oder Minuten nur auf meinen Atem konzentriere, sehr gut geeignet ist, die Gefühle unter Kontrolle zu halten. Deshalb die Atem-Pause im doppelten oder dreifachen Sinn des Wortes!
Schon wieder rum!
Und jetzt sind die 4 Tage schon wieder rum. Mit dem Gefühl, 12 tolle Menschen getroffen zu haben, sind wir heute nachmittag wieder nach Hause gefahren. Dankbar für so viel Offenheit und Ehrlichkeit, aber auch für so viel Input, dass wir positiv und aktiv wieder an der Zukunft der Familie und des Betriebes arbeiten können (ja, das wird viel Arbeit, aber jetzt haben wir das Handwerkszeug dafür!), freuen wir uns, wieder bei der Familie zu sein.
Wir hoffen, dass die anderen 12 ihr Werkzeug auch gefunden haben und nun auch damit arbeiten werden! Danke, dass es Euch gibt! Danke, dass wir Euch kennenlernen durften! Ihr seid jede(r) für sich wundervolle Menschen!
Was bleibt?
Heute während der Fahrt haben wir noch viel geredet. Vor allem waren wir uns einig, dass dieses Seminar mit Sicherheit für eine große Mehrheit der Betriebe notwendig ist. Nicht immer hält der Schein, den ein Betrieb nach außen hat, was wirklich dahinter steckt. Das sagen wir schon immer für unseren Betrieb. Keiner will einem glauben, dass wir große Sorgen und Ängste haben, weil immer nur nach Äußerlichkeiten beurteilt wird! Lasst Euch nicht davon täuschen! Vor allem aber lasst Euch helfen, wenn Sorgen und Ängste habt. Dieses Angebot der SVLFG ist so wichtig, und es gibt noch sehr viele weitere Bausteine. Nutzt sie bitte! Es ist Euer Leben!
Danke Stefan, dass Du mir den Tipp gegeben hast! Danke an die SVLFG, dass es dieses Angebot gibt!
Liebe Grüße heute abend nochmal an alle, die diese so wertvolle Zeit mit uns gemeinsam verbracht haben!
Manu und Michl
Übrigens gibt es dazu auch ein kurzes Video auf YouTube. Schaut mal rein!
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