Es ist entschieden!

Nach langem Überlegen, Rechnen, Gesprächen mit der Familie, Mitarbeitern, Bank, etc. haben wir uns dazu entschieden, dass die gestrige Ferkellieferung vorerst die letzte war, so dass bis Ende August die Schweineställe leer stehen werden! Eine emotionale Achterbahnfahrt – das, womit die Eltern den Betrieb wirtschaftlich sehr erfolgreich geführt und aufgebaut haben, aufzugeben. Das tut einerseits weh, weil es vor allem ihr Leben war, aber auch meines, davon die letzten 19 Jahre auch in meiner Verantwortung. Exakt 40 Jahre nach der Aussiedlung des Betriebes wird er nun endgültig ein anderes Gesicht haben als bei der Hofübernahme.

Nichts ist steter als der Wandel:

Für unseren Betrieb trifft das schon in sehr hohem Maße zu. Trotzdem sind wir froh, dass wir 2009 ein weiteres Standbein geschaffen haben, das uns die Entscheidung zur (zumindest vorübergehenden) Aufgabe der Schweinehaltung erleichtert hat.

Was hat uns dazu endgültig bewogen?

Schlussendlich natürlich die mittlerweile katastrophale Wirtschaftlichkeit. Wenn wir noch nicht einmal die Futterkosten mehr erwirtschaften, ist es sinnvoller, das Getreide gleich zu verkaufen anstatt es über den Schweinemagen zu “veredeln”. Aber auch die Perspektive mit dem Ende der betäubungslosen Kastration, dem endgültigen Kupierverzicht für die Schwänze, etc.  Alles Punkte, in denen man uns Bauern etwas abverlangt, ohne praxistaugliche Lösungen zu haben. Das kommt zwar erst in 1-3 Jahren, aber es kommt. Hinzu kommt die zunehmend radikalere Darstellung von uns Tierhaltern in den Medien. Wir tun als Betrieb ja schon sehr viel, um ein besseres Image zu bekommen, aber das wird regelmäßig durch neue, meist unsachliche und gegenüber uns Bauern unfaire Berichte zunichte gemacht.

Aber ursächlich ist auf jeden Fall die mangelnde Wirtschaftlichkeit. Und die hängt unter anderem mit politischen Entscheidungen zusammen, bei uns Schweinehaltern mit dem Russlandembargo vor 2 Jahren, als Putin als Reaktion darauf die Lebensmittelimporte gestoppt hat. Und seither lässt man uns damit im Regen stehen. Erst fordert man uns dazu auf, die Produktion weiter zu steigern, weil ja deutsches Schweinefleisch in der ganzen Welt gesucht wäre, und wenn wir dann innerhalb von 10 Jahre vom Importeur zum Exporteur werden und ein wichtiger Markt bricht wegen obiger Gründe weg, lässt man uns allein. Auf der anderen Seite konzentriert sich die abnehmende Hand immer weiter, zum Teil mit politischer Unterstützung über das Kartellamt hinweg! Unglaublich.

Nun bin ich nicht derjenige, der jetzt darüber jammern will, sondern ich wollte die Gründe für unsere Entscheidung darlegen. Wir hatten als Betrieb zumindest die Chance, auszusteigen. Viele haben diese Chance nicht. Und hier wird dann nicht nur Kapital im großen Stil verbrannt, sondern es werden vor allem die Menschen, die Familien verheizt und psychisch zerstört.

Vielleicht müssen wir alle mal einen Gang zurück schalten, uns selbst fragen, was wir wirklich wollen. Ich denke, die Zeiten des Wachstums um jeden Preis sind vorbei. Aber Schluss jetzt mit lamentieren. Es muss weiter gehen. Wir werden für unseren Betrieb einen Weg finden. Und wenn wir Platz machen, bleibt für die anderen Schweinehalter die Chance auf Besserung. Natürlich müssen dazu deutlich mehr aufhören als wir alleine, aber irgendwer muss auch aus dem Markt gehen, wenn überhaupt die Chance auf Besserung bestehen soll!

Ich wünsche allen, die an den Schweinemarkt und eine Perspektive in der Schweinehaltung glauben, dass deren Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gehen. Bei uns sind sie es nicht. Wie es uns im August gehen wird, wenn die Ställe leer sind, weiß ich nicht. Das wird sicherlich nicht einfach werden, aber auch das werden wir schaffen. Und danach darf das Leben auch mal eine Weile einfach entspannt sein.

Jetzt sind wir auf die Reaktionen gespannt.

Eure Manuela und Michael Reber