Die Preisverleihung des CeresAwards ist jetzt knapp 1 Woche vorbei. Was ist davon bei uns hängen geblieben?

Zunächst einmal die vielen positiven Dinge, weil sie bei deutlich überwiegen:

  1. Wir haben sehr viel positive Rückmeldung von außerhalb der Landwirtschaft bekommen. Das macht uns stolz und bestärkt uns darin, zum einen den Weg im landwirtschaftlichen Betrieb so weiter zu gehen als auch die Öffentlichkeitsarbeit weiterhin als wichtigen Teil des Betriebes zu betreiben.
  2. Wir haben unglaublich viele neue Leute kennengelernt! Ausnahmslos alle haben ganz offen und ehrlich mit einem gesprochen, vollkommen unvoreingenommen. Darum war dieser eine Abend, diese Nacht eigentlich viel zu kurz, um jeden Einzelnen kennenzulernen. Diese Offenheit unter Berufskollegen gibt es im näheren Umfeld leider kaum noch, da meist der Konkurrenzdruck und vielleicht auch der Neid oft größer sind. Schade, aber umso wohltuender, auch die andere Seite kennen gelernt zu haben.
  3. 31 nominierte FinalistInnen mit 30 Betriebskonzepten, die vollkommen individuell waren. Im Vordergrund standen immer zuerst die Menschen, nicht irgendwelche Produktionskennziffern, auch wenn diese sicher für die Entscheidung über Sieg oder Platzierung dann doch den Ausschlag gaben. Aber diese Bandbreite so zu erleben, was tatsächlich Landwirtschaft ausmacht, war enorm beeindruckend. Keiner hat an diesem Abend gejammert über die allgemeine Situation, auch wenn die gerade nicht einfach ist. Alle TeilnehmerInnen packen die Herausforderungen der Zukunft an. Jeder wollte vom anderen auch wissen, was er/sie macht, weshalb er/sie nominiert wurde. Das bleibt in Erinnerung und ich denke, das haben auch die anwesenden Nicht-Landwirte so mitgenommen, insbesondere die Abgeordneten!
  4. Das Interesse der Bundespolitiker an der Veranstaltung war sehr hoch, insbesondere bei den Abgeordneten aus den Wahlkreisen der Finalisten. War natürlich einfach, wenn man nur kurz ein paar Kilometer zur Verleihung fahren muss und dann auch noch was leckeres zu essen bekommt. Trotzdem war es für mich ein Gefühl von Stolz, dass alle 3 Abgeordneten da waren!
  5. Wir haben uns zum Ziel genommen, sehr viele der Finalisten zu besuchen, weil es immer wieder hochspannend ist, andere Betriebe zu besichtigen und zu sehen, was diese Betriebe und BetriebsleiterInnen ausmacht. Da kann man immer wieder was dazu lernen.
  6. Und zu guter Letzt haben meine Frau und ich uns dann auch zuvor noch 2 Tage zu zweit gegönnt nach diesem außergewöhnlichen Jahr, das wir so kein zweites Mal brauchen!

Es gab aber auch Dinge, die uns zu denken geben:

  1. Aus unserem näheren Umfeld in der (konventionellen) Landwirtschaft hier vor Ort, kamen so gut wie keine Fragen zu unserem Ackerbaukonzept geschweige denn Glückwünsche! Woran das liegt, kann ich im Moment nur erahnen. Wirklich wissen tue ich es nicht. Das hat mich schon etwas traurig gemacht, zumal wir das doch nicht auf Kosten anderer gemacht haben!? Uns geht es um ein Konzept, das auch zukünftigen Gesetzesänderungen stand hält und wir die Herausforderungen der Zukunft aktiv angehen. Ich denke, dass davon sicher auch der ein oder andere profitieren kann, wofür wir schon mal das ein oder andere Lehrgeld bezahlt haben. Die Bio-Bauern dagegen interessieren sich sehr für dieses Konzept, weil auch sie mit dem klassischen Biolandbau auf der Stelle treten.
  2. Die Berichterstattung in Baden-Württemberg über die 4 Nominierten aus unserem Bundesland war bis auf die Lokalpresse eher beschämend. Radio und Fernsehen so gut wie nichts! Das war in anderen Bundesländern wesentlich mehr! Aussage eines Radiosenders: “Wir rufen Sie an, wenn Sie gewonnen haben!” Zählt also wie fast immer nur der Sieg? Hieran müssen wir Landwirte noch mehr arbeiten, diese Medien vielleicht auch aktiv auf die Betriebe einladen.
  3. Die Berichterstattung über unseren Betrieb hat sich meist nur auf die Anwendung der biologischen Präparate reduziert. Diese sind aber nur ein (wenn auch wichtiger) Baustein im gesamten Ackerbau-Konzept! Wenn es nur noch so etwas ist, das zu Berichten über Landwirtschaft führt, ist auch das ein hartes Zeichen an uns Landwirte! Vielleicht ist das dann andersherum auch der Grund, warum so wenig Rückmeldung aus der Landwirtschaft (siehe Punkt 1) kam. Da werden wir wahrscheinlich eher als die Bio-Spinner angesehen, die wir doch gar nicht sind. Man könnte ja auch mal fragen. Bei uns bekommt jeder eine Antwort!

Nichts desto trotz überwiegen bei Weitem die positiven Eindrücke und der Stolz, dass wir überhaupt ins Finale gekommen sind und darum bei diesem tollen Event dabei sein durften. Berlin war und ist sowieso immer eine Reise wert. Aber für das Bleibendste sind die Menschen, die wir kennen lernen durften. Danke an den Deutschen Landwirtschaftsverlag und stellvertretend Chefredakteur Detlev Steinert mit seinem ganzen Team sowie den Sponsoren für die Schaffung dieses würdigen Rahmens!

Wir gehen unseren Weg weiter, ohne Wenn und Aber. Wir sind sicher, dass es für uns der Richtige ist.

Bis bald,

Eure Familie Reber